Das hat mit Streben nach Perfektion zu tun. Es ging für mich darum, bei dem Thema weiter in die Tiefe zu gehen. Ich finde das extrem wichtig. Gefühlt werden wir dauernd mit Nachhaltigkeit, Tierwohl und artgerechter Haltung in den Medien konfrontiert. Wir müssen uns aber von dieser Scheinheiligkeit verabschieden, dass der gefühlte Euro, den wir bereit sind mehr zu bezahlen, das alles bewirken kann.
Wir reden von deutlich mehr als nur einem Euro, wenn sich etwas ändern soll. Viele sind dazu aber nicht bereit, das zu bezahlen. Sogar viele von denjenigen, die am lautesten danach rufen. Dieser ganzen Thematik wollen wir uns hier in der „Genuss Erlebniswelt“ stellen. Das heißt nicht, dass wir alles richtig machen. Man muss mit so einem Prozess aber einfach mal anfangen. Vor Jahren haben wir für uns damit begonnen. Ein Punkt dabei ist, sich die Lieferanten für unser Fleisch genau anzuschauen und wie produziert wird. Deshalb gehört auch das Wagyu-Fleisch vom Bader Biohof zu unseren Lieferanten, weil hier einfach vieles richtig gemacht wird.
Ich denke, wir haben eine Verantwortung, das Tier, das wir auf dem Teller haben, so zu halten, dass es glücklich und zufrieden ist. Ich bin der Überzeugung: Unser Körper und Geist können nicht gesund sein, wenn wir Tiere essen, die das alles nicht haben.
Richtig. Für mich ist wichtig, dass man sich generell mit dem Thema auseinandersetzt – egal ob das jetzt wir sind oder der Kunde. Am Ende des Tages ist doch entscheidend, dass sich jeder darüber Gedanken macht, wo unser Essen herkommt. Wir sollten uns nicht von den Etiketten leiten lassen, die auf den Produkten kleben. Damit wollen wir doch nur unser Gewissen beruhigen. So kommt es mir jedenfalls vor. Es muss doch möglich sein, dass wir uns gezielt der Frage annehmen, was wir jeden Tag essen. Damit geht die Antwort einher, was man unterstützen will. Wie gesagt, wir machen bestimmt nicht alles richtig. Wir versuchen aber, das alles zu verbessern. Und das Hand in Hand mit Erzeugern, die auch Lust darauf haben – wie zum Beispiel dem Bader Biohof.
Dass er sich für das wirklich interessiert, was er isst. Dass er weiß, wie auf dem Bader Biohof Wagyu-Fleisch produziert wird und das durch seinen Kauf gezielt unterstützt. Wenn man diesen Gedanken in sein Leben lässt, würde das viel bewirken. Dazu gehört auch, dass man akzeptiert, dass es eben nur einmal in der Woche oder meinetwegen auch nur zweimal im Jahr Wagyu-Fleisch gibt.
Wenn wir zum Beispiel vom Bader Biohof Wagyu-Rinderhälften bekommen, dann verwerten wir wirklich alles. Wir lassen das ganze Fett aus und verwenden es zum Braten. Aus den Knochen machen wir Suppe – es wird wirklich nichts weggeworfen. Das ist es, was wir unter einem verantwortungsbewussten und wertschätzenden Umgang mit dem Lebensmittel Fleisch verstehen. Nicht mehr und nicht weniger.
Wir gehen in unserer Ausbildung zum Sommelier nicht so weit, dass uns jemand drei Stückchen Fleisch brät und wir am Geschmack erkennen: Ui, das war jetzt eine Fleckvieh-Färse vom Bauern Huber aus Marzling.‘ Aber wir können zum Beispiel bereits an der Struktur des rohen Fleischs Rassenunterschiede erkennen. Um aber auf ihre Frage zurückzukommen: Geschmacklich erkennt man die Unterschiede in der Haltung natürlich. Das kann jeder mit ein bisschen Übung.
Angus-Rind aus Australien oder Irland hat zum Beispiel ganz viel Grasfütterung – das wirkt sich natürlich auf den Geschmack aus. Der unterscheidet sich deutlich zu einem Angus-Rind aus Deutschland. Die Vielfalt der Rassen, die Unterschiede in der Haltung und letztendlich im Geschmack sind gewaltig. So kommt man ganz schnell zu einer anderen Definition für die Wertigkeit von Fleisch, als einfach nur zu sagen: Das ist zart. In Deutschland setzt man Fleischqualität leider meist mit Zartheit gleich.
Ich kann Ihnen Fleisch, egal woher, so zart machen, dass Sie es nicht mehr beißen müssen. Das sagt aber noch nichts über die Qualität des Lebensmittels aus.
Nehmen wir zu Beispiel die Tiere vom Bader-Biohof: Die sind das ganze Jahr draußen, also das, was der Kunde immer haben will. Die Tiere fressen nur Gras und das Heu vom eigenen Hof. Wir haben kurze Transportwege vom Biohof zu uns. Die Tiere haben eine riesige Auslauffläche. Ihre Muskeln werden deshalb nie so weich sein wie bei Tieren, die nur im Stall gestanden sind. Das kann gar nicht sein. Die Muskulatur wird, wie bei uns Menschen, durch die Bewegung aufgebaut. Das intramuskuläre Fett macht das Fleisch dann sehr aromatisch und aufgrund des hohen Glykogenanteils (= Muskelzucker) im Fleisch wird es bei der Reifung entsprechend mürbe. Dieser Zuckerspiegel bleibt sehr hoch, wenn die Tiere schonend transportiert und geschlachtet werden. Bei Stress bleibt hier kaum etwas übrig und die Fleischreifung wird fehlerhaft, da dieser Muskelzucker während der Reifung nicht mehr in Fleischmilchsäure abgebaut werden kann!
Wichtige Kriterien sind auch noch Rasse, die Schlachtung – und der Transport. Gerade beim Transport kann ich alles kaputt machen, was vorher bei der Aufzucht gut gelaufen ist. Die Horrorvideos kennen wir ja alle, wo die lebenden Tiere aus Algerien oder der Türkei zu uns kommen. Das ist pervers. Was soll dabei rauskommen? Da ist es schade um alle Schritte vorher. Einmal abgesehen davon: So etwas darf man mit Tieren nicht machen. Da brauchen wir ganz klare Grenzen.
Der Kunde könnte eine Duftmarke setzen und das nicht mehr unterstützen, indem er solches Fleisch einfach nicht mehr kauft – wenn er das denn wirklich wollte. Es wird so viel Fleisch um die halbe Welt transportiert, nur weil es die Hälfte von deutschem Fleisch kostet. Dafür wird allerdings Wald gerodet, damit Soja als Futtermittel angebaut werden kann und um Weideflächen zu schaffen. Gleichzeitig wird hierzulande für Nachhaltigkeit demonstriert. Das ist an Doppelmoral nicht mehr zu übertreffen.
Ich habe mir schon sehr viele Höfe angeschaut und weiß zum Beispiel, wie beim Bader Biohof die Tiere, in Freilandhaltung, aufwachsen. Ich weiß, wie sie geschlachtet werden. Dort will man möglichst gutes Fleisch bekommen. Das ist natürlich eine ganz andere Zielrichtung, als wenn man möglichst viel Geld verdienen will oder muss, weil man eine Familie zu ernähren hat.
Ich glaube, dass Subventionen nicht der richtige Weg sind bzw. das, was wir brauchen. Wir brauchen einen fairen Preis, so dass der Bauer und der Metzger von ihrer Arbeit leben können, wir unsere Familien ernähren können – dann kommen wir zu einem gemeinsamen Ziel.
Wir müssen für die Transparenz sorgen. In unserem Betrieb machen wir das zum Beispiel mit Kursen, Führungen und in Corona-Zeiten mit Online-Seminaren. Wenn dann einer sagt, dass er das nicht unterstützen will, dann ist das in Ordnung. Aber der Kunde muss doch die Wahl haben und sich bewusst für ein Lebensmittel entscheiden können.
Ich würde einfach mal „kritisch“ nachfragen. Wobei kritisch für mich hier nicht passt. Also ich würde zum MDV gehen, zum Metzger des Vertrauens, und würde einfach mal fragen, wo das Tier herkommt. Dabei geht es für mich aber nicht so sehr darum, dass das Tier vom Bauer Huber aus Marzling stammt. Viel wichtiger ist, um was für eine Rasse es sich hier handelt, um was für ein Geschlecht. Haltungsform und die Art der Fütterung sind auch wichtige Kriterien. Vielleicht schaut man sich sogar mal den besagten Hof an oder lässt sich die Metzgerei zeigen. Einfach nur um zu wissen, wie der handelt, dem ich mein Geld gebe.